Was bedeutet „echtes“ Smart Living?
10.06.2020 | Amir Humanfar
Bis 2020 sollten schätzungsweise eine halbe Billion Geräte über das Internet miteinander verbunden sein. Diese Entwicklung beeinflusst jetzt schon unsere Wohn- und Lebensumgebung. Im Smart Home bzw. intelligenten Zuhause können Heizung, Licht und Elektrogeräte via Smartphone bequem aus der Ferne gesteuert und so auch der Energieverbrauch optimiert werden. Smarte Sensoren wie Bewegungsmelder oder Kameras erkennen Einbruchsversuche, alarmieren die Bewohner, schalten das Licht ein und zeichnen das Geschehen auf. Vernetzte, intelligente Anwendungen helfen älteren oder pflegebedürftigen Menschen länger im vertrauten Zuhause zu leben, indem sie gefährliche Situationen erkennen und eigenständig Hilfe rufen. Kurz: Smart Living erhöht in vielen Lebensbereichen die Sicherheit und den Komfort von Menschen in ihrer Lebensumgebung.
Doch denken wir die Vision von Smart Living etwas weiter. Mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz sind sicherlich große Zugewinne in unserem alltäglichen Leben. Aber wie ist es um zwischenmenschliche Interaktion bestellt? Gerade in Krisenzeiten von Corona und ohnehin durch die Digitalisierung unseres Lebens verlieren immer mehr Menschen „echte“ soziale Interaktionen im Alltag. Man denke nur an den weltweiten Lockdown, der uns plötzlich voneinander isoliert hat und somit der Einkauf im Supermarkt einer der wenigen sozialen Berührungspunkte zu anderen Menschen wurde.
Wie relevant ist es dann noch, das Licht per Smartphone zu steuern oder einen Heizungsregler zu besitzen, der die Temperatur von selber regelt?
Anstatt Risikogruppen gesellschaftlich zu isolieren und sich selbst zu überlassen, könnten Smart Living Plattformen dafür eingesetzt werden, um Menschen untereinander für Supermarkt-Einkäufe und Apothekenbesuche bis hin zu Kinderbetreuungsangeboten zu koordinieren. Vernetze Sensoren dienen dann als intelligente Vermittler zwischen Haushalten, die im richtigen Moment das Match-Making zwischen Helfern und Hilfsbedürftigen übernehmen, Zutrittskontrollen ermöglichen sowie sicherheitsrelevante Maßnahmen überwachen. Die Benutzerfreundlichkeit der Anwendung für alle Altersklassen und der Zugang zu allen sozialen Schichten wird dabei einer der entscheidenden Erfolgskriterien sein.
Aber auch unabhängig von Krisenzeiten kann smarte Technologie dafür verwendet werden, eine stärkere Verbindung zu seinen Angehörigen aufzubauen. Sei es der Hinweis bei den Großeltern nach den Rechten zu schauen, wenn etwas nicht in Ordnung scheint oder die Benachrichtigung auf dem Smartphone, dass die Kinder wohl auf Zuhause angekommen sind, wenn das Meeting auf der Arbeit doch etwas länger dauert als geplant.
Wenn dann noch die Angebote von professionellen Diensten in der Kinderbetreuung, Altenpflege oder einfache Lieferdienste eine Schnittstelle zu der Plattform haben, fangen wir gesamtgesellschaftlich wirklich an smart und vernetzt zu leben.